Ich
heiße Iris und bin die Kräuterkatze von Anna, meinem Frauchen. Eigentlich
müsste ich mich eher vorstellen als die Katze von der Kräuterhexe, aber egal,
stimmt Beides. Und Iris heiße ich auch erst, seitdem ich bei Anna lebe. Ich
will Euch mal kurz beschreiben, wer wir Beide sind und warum wir uns hier bei
Frau Nehls auf der Seite verewigen möchten. Mein Frauchen und ich wohnen beide
mitten in Berlin und lieben diese Stadt. Das war nicht immer so, denn ich
selber komme aus einem kleinen Dorf außerhalb von Berlin und wurde auf einem
Bauernhof groß, wo ich halt einfach da war, von meiner Mutter das Mäusejagen
lernte, ab und zu ein Schälchen Milch bekam aber ansonsten versorgten wir uns
selbst und wurden auch in Ruhe gelassen. Es war okay aber auf Dauer ziemlich
langweilig. Es gab einfach nichts Neues dort. Also machte ich immer größere und
längere Ausflüge in die Umgebung, an schönen Sommertagen war ich auch mal
mehrere Tage unterwegs. Es gab so viel zu entdecken und ich wollte doch noch so
viel sehen und lernen und erleben. Ich liebte diese Ausflüge und streifte durch
die Felder und manchmal auch in den Wald. Ich liebte diese Gerüche und
probierte jede neue Pflanze der ich begegnete.
Bei
einem meiner Ausflüge sah ich Anna dann das erste Mal. Sie lief mit einem
kleinen Körbchen durch den Wald, bückte sich immer mal wieder und legte etwas,
was sie vom Waldboden aufnahm in ihr Körbchen. Aus der Ferne beobachtete ich
sie. Als sie näher kam, versteckte ich mich hinter einem Baum und sah, dass sie
Pflanzen und Kräuter in das Körbchen legte. Ich war neugierig hatte aber auch
Angst, näher zu kommen. Meine Mutter hatte mir Menschen gegenüber Vorsicht
beigebracht. Also beobachtete ich sie weiter aus der Ferne. Irgendwann war sie
fertig oder das Körbchen voll und sie verließ den Wald. Der Zufall wollte es
scheinbar, dass wir uns in jenem Sommer häufiger begegneten und uns etwas
anfreundeten. Wenn ich Anna sah, lief ich zu ihr und begleitete sie den ganzen
Tag beim Kräutersammeln. Manchmal sprach sie mit mir in einer Sprache die ich
nicht verstand aber allein der Klang war wunderschön und ich hätte ihr
stundenlang zuhören können.
Es wurde
dann recht schnell Herbst und die Tage wieder kürzer. Anna kam nicht mehr so
oft in den Wald und auch meine Ausflüge wurden kürzer. Aber ich vermisste Anna
irgendwie. Es war immer so schön in ihrer Nähe. An einem der letzten warmen
Herbsttage begegneten wir uns doch noch einmal aber ich spürte, dass wir uns
dann eine ganze Weile nicht sehen würden, denn der Winter stand vor der Tür.
Aber ich hatte einen Plan. Als Anna den Wald verließ lief ich hinter ihr her.
Ich ließ mich auch nicht davon abbringen als sie mich nach Hause schickte. Was
sollte ich denn da? Außer Mäuse fangen und schlafen war da nichts los. Also
folgte ich Anna bis zum Parkplatz wo ihr Auto stand. Vor Autos hatte ich einen
Heidenrespekt, das hatte mir auch meine Mutter beigebracht. Aber das war mir
jetzt egal, ich sprang in den geöffneten Kofferraum und legte mich neben das
Körbchen mit den Kräutern. Dann tat ich so als ob ich schlafen würde. Anna
versuchte zwar eine ganze Weile mich zum Aussteigen zu bewegen aber ich hatte
den festen Entschluss gefasst, den Winter bei ihr zu verbringen.
So
kam ich nach Berlin zu Anna. Sie hatte eine schöne helle Wohnung in einer
ruhigen Seitenstraße in der viele große Bäume standen. Das war ja fast wie im
Wald… ich bekam ein kuscheliges Plätzchen direkt an der großen Balkontür und
konnte alles beobachten. Das wurde mir natürlich auf Dauer wieder langweilig
und als ich mich ein paar Wochen bei Anna eingelebt hatte, unternahm ich die
ersten Ausflüge in die Umgebung. Unser Balkon war ganz unten im ersten Stock
und so war es sehr praktisch für uns. Ich sprang einfach auf das Balkongeländer
und dann hinunter in den Garten. Und dann machte ich mich auf, diese große
aufregende Stadt zu erkunden. Wenn ich von meinen Ausflügen zurückkam, kratzte
ich an der Balkontür und Anna machte mir auf. Es war herrlich aufregend und ich
lernte viele Katzen und Menschen kennen. Aber abends lag ich immer auf der
Couch bei meiner Anna. Oder ich schaute ihr zu, wenn sie die Kräuter trocknete
und sich dann einen Tee daraus zubereitete. Sie trank immer Tee in den
verschiedensten Sorten. Anna ging auch nie zum Arzt, wenn sie ein Wehwehchen
plagte, nahm sie ein dickes altes Buch und las stundenlang darin. „Von meiner
Uroma – Mama von Mama“ sagte sie als ich neugierig daran schnüffelte. Anna
kommt aus Russland und ihre Uroma hat dieses Buch geschrieben.
Auch
mir wollte Anna immer mal wieder ein paar Kräuter unters Futter mogeln, mal
getrocknete, mal frische, aber das war für mein empfindliches Näschen dann doch
zu viel des Guten. Sollte sie damit doch lieber weiter ihre Freunde und
Bekannten versorgen. Außerdem war ich gesund und munter. Aber sie meinte es gut
mit mir und versuchte es einfach zwischendurch immer mal. Eines Tages wurde ich dann doch einmal krank. Mein Bauch rumorte, ich musste brechen und konnte gar kein
Futter bei mir behalten. Ich fraß ein paar Tage lang überhaupt nichts, machte
keinen Ausflug und lag im Körbchen. Mir war kalt, ich war müde und auch Anna
konnte mich nicht aufmuntern. Mit einer Engelsgeduld wollte sie mich überreden,
die extra für mich angerührte Kräutermischung wenigstens einmal zu probieren
aber ich fand‘s einfach nur eklig. Schon beim Geruch wurde mir wieder übel. So
litt ich tagelang und Anna war sehr traurig.
Manchmal bekam Anna Besuch von Freunden,
dann redeten und sangen sie den ganzen Abend und es war immer sehr lustig. Dieses
Mal verzog ich mich in die hinterste Ecke und wollte nur meine Ruhe haben. Eine
Freundin von Anna bemerkte das, erklärte Anna irgendwas und schrieb etwas auf
einen Zettel. Als alle weg waren setzte sich Anna vor ihren Computer und las so lange
und so aufmerksam wie sie sonst immer in ihrem Kräuterbuch liest.
Einige
Tage darauf bekamen wir ein Päckchen und Anna schaute mich strahlend an. „Liebe
Iris, jetzt wirst Du bald wieder gesund sein!“ Ich sah zwei braune Fläschchen.
Nehls easy Magen & Darm und Nehls easy Stoffwechsel. Sie gab von jedem
Fläschchen ein paar Tropfen in mein Katzenfutter und stellte mir das Näpfchen
direkt vor die Nase. Widerwillig schnüffelte ich daran, konnte aber nichts Ekliges
feststellen. Ich probierte vorsichtig, fand es ok und ich fraß ein klein wenig.
Hunger hatte ich zwar immer noch nicht aber ich tat es auch ein wenig Anna
zuliebe. So ging es ein paar Tage und ich merke gar nicht, dass ich von Tag zu
Tag mehr fraß. Anna schaute begeistert, wie das Näpfchen immer schneller leer war
und auch meine Lebensgeister allmählich zurückkehrten. Nach knapp drei Wochen
war der ganze Spuk vorbei und ich weiß natürlich, was ich da gefressen habe. Es
waren Kräuter für Katzen, aber die flüssigen und die schmecken und riechen kaum
nach Kräutern, obwohl es welche sind. Echt toll, was sich die Menschen alles
einfallen lassen. Ob es sowas nur in Berlin gibt???
Liebste
Grüße aus der Hauptstadt senden Ihnen Iris und Anna
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