Manche Pferde reagieren nervös, ängstlich, schreckhaft
und panisch in bestimmten Situationen, nämlich dann, wenn schlechte Erfahrungen zur Verknüpfung mit dem aktuellen
Erlebnis führen.
Andere Pferde sind grundsätzlich schreckhaft, panisch,
nervös und reagieren panikartig. Auch die Genetik spielt eine große Rolle: Ein
Teil des Charakters und der Eigenschaften wird angeboren, ein anderer
anerzogen!
Manchmal können wir die Ursache nicht einmal ausmachen und werden völlig
überrascht, manchmal sehen wir das „Unheil“ in Form eines beispielsweise
herannahenden Traktors schon auf uns zukommen. Auch Verladeprobleme, Verhaltensprobleme und Verhaltensauffälligkeiten bei Pferden entstehen
zum Teil aus Angst oder Nervosität.
Verhaltenstherapie & Verhaltensauffälligkeiten bei
Pferden
Nehls Relaxid hat sich auch bestens bei verhaltensauffälligen Pferden, wie
beispielsweise Kopper, Weber und Boxenläufer bewährt. Da diese
Verhaltensstörungen einen extremen Gewohnheitseffekt aufweisen und die Pferde
ihr Verhalten soweit „eintrainiert“ haben, dass der Ablauf komplett
automatisiert wird, gelingt es selten, betroffene Pferde ganz von Ihren
Verhaltensauffälligkeiten zu befreien.
Koppen, Weben, Boxenlaufen
Verhaltensstörungen bei Pferden
Das arttypische Verhalten von Pferden
ist das Ergebnis einer viele Millionen Jahre andauernden Evolution: das Pferd
passte sich seiner natürlichen Umwelt an. Das Verhalten musste Überleben und
Wohlbefinden sicherstellen, zur Bedarfsdeckung und Schadensvermeidung geeignet
sein und die Fortpflanzung sichern.
Bestimmte Reize lösen beim Pferd zielgerichtetes Verhalten aus, sind die
Ziele erreicht, so wird das Verhalten beendet. Unter natürlichen Bedingungen
werden die angestrebten Funktionen durch zielgerichtetes Verhalten erfüllt. In
der Haltung durch uns Menschen werden die zielgerichtete Verhaltenssteuerung
und die Erreichung von Funktionen oft entkoppelt. So wird beispielsweise eine
Funktion erfüllt, ohne dass das primäre Verhaltensziel erreicht ist. Ein
Beispiel ist die Ernährung des Pferdes: Kraftfutter liefert dem
Pferd zwar Nährstoffe, erfüllt aber nicht die
Grundbedürfnisse des Pferdes nach langsamer Fortbewegung in Verbindung
mit andauernder Kautätigkeit. Unter Verhaltensstörung versteht man jedes von
der arttypischen Norm abweichende Verhalten, welches nicht ausreicht, die
Beiträge zur Gesamtleistung zu erbringen, welche für die Entwicklung und
Erhaltung des einzelnen Pferdes,
der Artgenossen oder für die Erhaltung der Fortpflanzungsgemeinschaft
erforderlich ist. Verhaltensstörungen sind Aktionen oder Reaktionen, die den
Selbstaufbau oder Selbsterhalt des Pferdes
verhindern.
Die Definition von Verhaltensstörungen/Verhaltensauffälligkeiten
besagt, dass jedes Verhalten, was vom artspezifischen Verhalten abweicht, eine
Verhaltensstörung darstellt. Weniger ausgeprägte Abweichungen hiervon zeigen
eine Verhaltensauffälligkeit ebenso an, wie seltener gezeigte Abweichungen vom
artspezifischen Verhalten. Eine Verhaltensstörung beinhaltet eine häufig
gezeigte sowie meist massiv ausgeprägte Abweichung von spezifischen Verhaltensweisen des Pferdes.
Verhaltensstörungen werden in zwei Kategorien
unterteilt:
- Echte Verhaltensstörungen mit Schadensfolge:
Hier besteht der Schaden zum Beispiel in einer Teilzerstörung von Organen, Beschädigungen und Funktionsstörungen
(z. B. Koppen, Barrenwetzen: Abnutzung der Zähne, Koliken oder auch Hautverletzungen bei
übermäßigem Scheuern oder Autoaggression).
- Schadensvermeidende Reaktionen im Sinne von Anpassungen an die
Einwirkungen des Menschen:
Hierzu zählen beispielsweise: Scheuen, Bösartigkeit, Zungenstrecken und
Stätigkeit. Abnormales Verhalten kann sich in sehr verschiedener Weise äußern
und unterschiedlichste Funktionskreise betreffen. Es kann sich hinsichtlich
seiner Qualität oder Quantität vom arttypischen Verhalten unterscheiden. Bei
qualitativen Unterschieden kommen die gezeigten Verhaltensweisen im normalen
Ethogramm nicht vor (Koppen, Weben). Bei quantitativen Abweichungen kommt die Verhaltensweise an sich zwar auch im normalen
Ethogramm vor, unterscheidet sich aber hinsichtlich ihrer Frequenz, Sequenz, Dauer,
Häufigkeit oder dem Kontext, im dem sie gezeigt wird, deutlich vom typischen
Verhalten. So leiten sich Verhaltensstörungen bei Pferden von normalen
Verhaltensweisen des Pferdes oft ab. Einige Verhaltensstörungen sind schließlich nur als
solche zu definieren, da das Verhalten massiv, exzessiv und in ständiger
Wiederholung gezeigt wird. So gehört beispielsweise das Scharren bei Pferden
– aus bestimmten Anlässen kurz ausgeführt – zum normalen Verhalten, scharrt das
Pferd
jedoch massiv über einen längeren Zeitraum, so wird es zur Verhaltensstörung. Ebenso verhält es sich beim
Kopfnicken/Kopfschlagen, Zaun-Laufen, Stall-Laufen, Schlagen gegen Gegenstände
mit dem Vorderhuf, Beknabbern (= Fellpflege) anderer Pferde, Scheuen, sich nicht legen, Lecken und
Holzfressen. In bestimmten Situationen kurz ausgeführt gehören die oben
genannten Verhaltensauffälligkeiten zum arttypischen
Verhalten. Zur Verhaltensstörung werden diese Verhaltensweisen erst durch
ständige Wiederholung und Steigerung in dieses Verhalten. So entstehen
Verhaltensstörungen meist aus der permanenten Steigerung in eine –
zielorientiert – arttypisch gezeigte Verhaltensweise. Diese Steigerung entsteht
meist aus Langeweile und fehlenden Umweltreizen.
Alle Verhaltensstörungen resultieren aus der
Missachtung der natürlichen Bedürfnisse von Pferden.
Hauptursache ist Langeweile, weitere Ursachen finden sich in Stress, Überbeanspruchung/Überforderung, nicht
pferdegerechtem Umgang, Vernachlässigung, fehlenden Sozialgefügen und daraus
entstehenden schweren psychischen Erkrankungen. Das Pferd
– kurz auf einen Nenner gebracht – ist ein Dauerfresser, ein Flucht- und
Herdentier. Um diesen Grundbedürfnissen Rechnung zu tragen, muss auch nach
Domestikation durch den Menschen das Pferd
Gelegenheit bekommen, nach diesen – seinen absoluten Grundbedürfnissen – mit
ausreichenden Umweltreizen zu leben. Dies kann natürlich immer nur begrenzt
möglich sein, da wir heute Pferde natürlich in eingezäunten Flächen halten
müssen und selbstverständlich kein frei wählbares unendlich weiträumiges Gebiet
mehr zur Verfügung stehen kann. Obwohl wir grenzenlose Freiheit nicht bieten
können, so können wir doch dafür Sorge tragen, dass auch unseren domestizierten
Pferden
die Grundbedingungen geboten werden, die zur psychischen und physischen Gesundheit
und zum Wohlbefinden zwingend erforderlich sind. Was im
Umkehrschluss ein ständiges Rauhfutterangebot außerhalb der Weidesaison,
großflächige Weidegebiete ganzjährig, einen frei zugänglichen Stall zum Schutz
vor Witterungseinflüssen und eine sozialverträgliche Herde bietet. Vor
Domestikation fanden sich Pferde
in kleinen Gruppen, meist 2 – 6 Pferde zusammen und schlossen sich – bei Bedarf
– anderen Gruppen an, von welchen sie sich später wieder trennten. Die Ansicht,
dass Pferde in möglichst großen Gruppen leben sollten,
um ein stabiles Sozialgefüge zu entwickeln, ist demnach nicht richtig. Obwohl
die individuelle Reizschwelle beim einzelnen Pferd
sehr unterschiedlich ist, entwickelt jedes Pferd
bei dauernder Boxenhaltung Verhaltensstörungen. Hauptsächlich die ständige oder
überwiegende Haltung in Boxen und natürlich Ständern (die glücklicherweise in
einigen Ländern bereits verboten sind) verursacht schwerste Verhaltensstörungen. Ein Verhaltensstörungen noch fördernder Faktor ist
die zeitlich begrenzte Fütterung von Rauhfutter in Verbindung mit einer
Einstreu aus Alternativmaterialien. In einer ständigen Boxenhaltung werden den
Grundbedürfnissen Flucht- und Herdentier keinerlei Beachtung geschenkt,
entzieht man hier noch das dritte Grundbedürfnis, nämlich die ständige
Futteraufnahme durch Alternativeinstreumaterialien statt Stroh, wird keines der
drei grundlegenden Pferdebedürfnisse befriedigt und eine schwere Verhaltensstörung vorprogrammiert. Die Frage, die
sich hier noch stellt, ist, wann diese auftritt; auftreten wird sie bei jedem Pferd.
Sensibel reagierende Pferde können Verhaltensstörungen bereits nach wenigen Tagen
zeigen, Pferde mit ausgeglichenem Gemüt erst nach Wochen oder Monaten. Ein
zuvor artgerecht gehaltenes Pferd, was wegen Krankheit 5 Tage und Nächte in der Box verbringen
musste entwickelte innerhalb dieser Zeit bereits starke Verhaltensauffälligkeiten (Zunge spielen,
scheuern, Gitterbeißen); bei diesem sehr sensiblen Pferd
war die Reizschwelle demnach überaus gering. Verhaltensstörungen aus diesem Umgang mit dem
Pferd bleiben nicht aus und sind – erst einmal entstanden – nur durch eine
artgerechte und den Pferdegrundbedürfnissen entsprechende Haltung und Fütterung
sowie stabile Sozialkontakte und entsprechenden Umweltreizen – wenn überhaupt –
zu regulieren. Da sich viele Verhaltensstörungen zunächst in speziellen
Situationen entwickeln, im weiteren Verlauf jedoch oft von der
Ursprungssituation unabhängig werden und sich verselbstständigen, liegt häufig
eine Therapieresistenz vor. Die Beseitigung des ursprünglichen Auslösers und
der Ursache reicht dann nicht aus, um die Störung aufzuheben. Da Verhaltensstörungen jedoch eine Strategie des
Pferdes darstellen mit Umweltbedingungen besser umzugehen, die das normale Anpassungsvermögen
überfordern, wird man in der Regel durch optimale Umweltbedingungen eine starke
Verminderung der Verhaltensstörung feststellen können. Desto
länger Verhaltensstörungen bestehen, umso schwerer wird
leider die Regulierung, da sie längst zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden
sind. Da Verhaltensstörungen eine Ventilfunktion sowie
beruhigende Wirkung auf das ausführende Pferd haben, sowie die vermehrte
Ausschüttung von Endorphinen auslösen könnten, kann eine Therapie nur die Ursache beseitigen, um dauerhaft
hilfreich zu sein.
Wir leben heute viel intensiver mit unseren Pferden
zusammen, sehen unser Pferd meist als Familienmitglied und
Freizeitpartner an und bauen eine innige Beziehung zu unserem Freund auf. Diese
innige Beziehung bringt manchmal jedoch auch Probleme mit sich, sowohl für den
Menschen, als auch für’s Pferd. Diese Probleme äußern sich in mehr oder weniger
schweren Verhaltensstörungen,
unter denen der Pferdehalter, das Pferd und seine Umwelt sehr leiden. Wir würden
uns und unserem Freizeitpartner viele Unannehmlichkeiten und Probleme ersparen,
wüssten wir vorher, was wir berücksichtigen müssen, um mit unserem Freund
glücklich zu werden. Wir bräuchten weder Pferdeflüsterer oder
Tierkommunikatoren, noch Bachblüten und Beruhigungstropfen!
Auch der Umgang mit dem Pferd will individuell gelernt sein, der Mensch
sollte grundsätzlich das „Alpha-Tier“ darstellen und nicht umgekehrt. Wie der
Umgang mit dem Individuum gehandhabt wird, kann sich immer nur aus einer engen
Beziehung heraus entwickeln, denn: nicht jedes Pferd
kann gleich geleitet werden. Bei Pferden
gelten die gleichen Gesetzesmäßigkeiten wie bei anderen Lebewesen, bei einem Pferd
reicht schon ein scharfes Wort, um es vor Angst zittern zu lassen, das andere
muss schon etwas härter angefasst werden (Schläge natürlich ausgenommen), um zu
wissen, was erlaubt und was verboten ist. So beispielsweise erfordert die
Hengsthaltung grundsätzlich spezielle Kenntnisse, da Hengste in aller Regel
sehr dominant sind und Menschen, welche nicht genügend Dominanz aufweisen, hier
völlig fehl am Platze sind. Seminare und Lehrgänge zum Thema können uns
sicherlich einiges über einen artgerechten Umgang vermitteln, noch wichtiger
empfinde ich persönlich jedoch das Einfühlungsvermögen und
Verantwortungsbewusstsein des Menschen selber, denn selbst das informativste
Seminar kann uns Menschen nicht das vermitteln, was wir selbst von Kindesbeinen
an nicht gelernt haben. Jeder Pferdemensch sollte sich selbst kritisch in Frage
stellen, was den Umgang mit seinem Kameraden erschwert, ist es vielleicht ein
eher „vertüddeln bzw. verhätscheln“, also zu wenig Führung, oder ist es eine zu
harte Hand und fehlendes Einfühlungsvermögen, was den Umgang so schwierig
macht?
(www.tierheilkundezentrum.eu)
(www.tierheilkundezentrum.info)